Kurbäder als Spiegel der Gesellschaft in der Neuzeit

Kurbäder als Spiegel der Gesellschaft in der Neuzeit

Organizer
Elisabeth Rosner, Jacqueline Schindler (NÖ Institut für Landeskunde, St. Pölten), Ulrike Scholda, Ulrike Fritsch (Stadtarchiv Baden), Martin Scheutz (Universität Wien) (NÖ Landesarchiv – NÖ Institut für Landeskunde in Kooperation mit der Stadt Baden und dem Institut für Österreichische Geschichtsforschung)
Host
NÖ Landesarchiv – NÖ Institut für Landeskunde in Kooperation mit der Stadt Baden und dem Institut für Österreichische Geschichtsforschung
Venue
Baden, Theater am Steg
ZIP
2500
Location
Baden bei Wien
Country
Austria
Takes place
In Attendance
From - Until
01.07.2024 - 03.07.2024
By
Jacqueline Schindler, NÖ Institut für Landeskunde, NÖ Landesarchiv

42. Symposion des NÖ Instituts für Landeskunde in Kooperation mit der Stadt Baden und dem Institut für Österreichische Geschichtsforschung vom 1. bis 3. Juli 2024 in Baden bei Wien.

Kurbäder als Spiegel der Gesellschaft in der Neuzeit

42. Symposion des NÖ Instituts für Landeskunde in Kooperation mit der Stadt Baden und dem Institut für Österreichische Geschichtsforschung vom 1. bis 3. Juli 2024 in Baden bei Wien.

Baden bei Wien ist Teil des 2021 ernannten UNESCO Welterbes „Great Spa Towns of Europe“ und damit der ideale Ort für eine Tagung zur Geschichte von Kurbändern als Spiegel vielfältiger gesellschaftlicher Phänomene. Es ist bereits das 42. Symposion des NÖ Instituts für Landeskunde in St. Pölten, das gemeinsam mit wissenschaftlichen Kooperationspartnern jährlich in einer anderen Region Niederösterreichs ausgerichtet wird.
Die Habsburgermonarchie verzeichnete schon früh eine große Anzahl an Kurorten. So führt der österreichische Mediziner und Botanikers Heinrich Johann Nepomuk Crantz im Werk „Gesundbrunnen der österreichischen Monarchie“ für das Jahr 1777 über 650 Kurorte an. In Niederösterreich nennt er etwa Altenburg, Baden, Garschönthal (heute Valtice/Tschechien), Mannersdorf, Mödling, Pirawarth oder Zwettl. Nicht alle gelten noch heute als heilwirksam, doch zeigt ihre große Zahl, dass Heilbäder und Kuren ab dem 18. Jahrhundert vermehrt Interesse fanden und genutzt wurden.
Kurorte werden häufig als Orte der Idylle, der Ruhe und Entspannung wahrgenommen, doch darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass den weiblichen und männlichen Gästen moderne Technologien und Komfort geboten werden mussten. Früh setzte man auf die Sanierung, Verschönerung und „Bereinigung“ des Stadtbildes: Pflasterung der Gehwege, Kanalisierung, Elektrifizierung, Wasserleitungen, Verlegung der Schlachthöfe, Anschlüsse an die Eisenbahn, das Telegrafennetz, etc. Die Anlage von Badegebäuden, Kurhäusern, Trinkhallen und Kurparks waren wirkmächtige städtebauliche und landschaftsprägende Maßnahmen. Innovationen im Kurwesen, in Sport, Kultur und Gastronomie mussten rasch adaptiert werden, um die wankelmütige Gunst der Kurgäste zu erhalten, daneben gab es in allen Kurorten auch Armen- und Militärbäder. Sowohl die Industrialisierung wie die Militarisierung der Gesellschaft finden Wiederhall in der „Kurstadt-Idylle“.
Die keineswegs einheitliche Gruppe der Kurgäste lässt sich am besten über die Kurlisten, eine genuine, noch wenig erforschte Quellengattung der Kurorte, fassen, die täglich Ankunft, Wohnort und Begleitung der Ankommenden verzeichnen. Indessen verdienen auch die Bereisten Betrachtung: sie profitierten zwar von den „mondänen“ Kurgästen, doch hatten die Gemeinden auch große Investitionen zu tätigen. Die sozialen und politischen Verhältnisse vor Ort wurden von der Gesellschaft der Gäste beeinflusst: so fand auch der entstehende Antisemitismus in den scheinbar geruhsamen Kurorten seinen Widerhall.
Das Symposion nähert sich dem Thema aus verschiedenen Richtungen, indem unterschiedliche Kurorte und ihre Einrichtungen, verschiedene Gruppen von Kurgästen und der Kurbetrieb mit seinen infrastrukturellen, medizinischen und sozio-kulturellen Facetten behandelt werden: so etwa die Entwicklungen der Kur und ihre doppelte Rolle als Nutzerin und Motor technischer und medizinischer Innovationen, Entwicklung und Veränderung kurspezifischer Architektur und Infrastruktur, ja die Entstehung ganzer „Kurlandschaften“, um nur einige Themen zu nennen. Fallstudien zu benachbarten Regionen erlauben komparatistische Betrachtungswinkel. Neben dem 18. und 19. Jahrhundert, der „großen Zeit“ der Bäder, werden einige Vortragende auch die Zeitgeschichte in den Blick nehmen.
Das Vortragsprogramm wird durch eine Stadtführung sowie den Besuch der Ausstellung „Aufbaden-Abbaden. Frisch befüllt“ im Kaiserhaus Baden ergänzt.

Konzept und Organisation:
Elisabeth Rosner, Jacqueline Schindler (NÖ Institut für Landeskunde, St. Pölten)
Ulrike Scholda, Ulrike Fritsch (Stadtarchiv Baden)
Martin Scheutz (Universität Wien)

Online-Anmeldung unter:
https://www.noe.gv.at/symposion2024

Anmeldung und Kontakt:
NÖ Landesarchiv – NÖ Institut für Landeskunde
Landhausplatz 1
A-3109 St. Pölten
Tel.: 02742 9005 16255
E-Mail: post.k2veranstaltungen@noel.gv.at

Programm

Montag, 1.7.2024

10:00–10:30
Offizielle Begrüßung und Grußworte

SEKTION I: Das Phänomen Kurort

10:30–11:30
Martin Scheutz (Wien): Badeorte als Orte der Vergesellschaftung, der technischen Innovation und einer idyllischen Badepraxis
Oliver Sukrow (Darmstadt): „Die gesamte Landschaft ein Park“ – Kurorte und ihr räumliches Umfeld seit dem 19. Jahrhundert: Ein Problemaufriss

11:30–13:00
Mittagspause

SEKTION II: Bäder im Vergleich

13:00–14:30
Ulrike Fritsch (Baden): Vom Armenbad zum Theater am Steg. Ein Badener Schwefelbad im Wandel der Zeit
Elke Hammer-Luza (Graz): „Mit armen Kurgästen überfüllt“. Das steirische Tobelbad im 18. und 19. Jahrhundert
Jaromír Bartoš (Marienbad/Mariánské Lázně): Das Westböhmische Bäderdreieck – ein Treffpunkt an der Grenze der Kulturen

14:30–15:00
Kaffeepause

15:00–17:00
Rahmenprogramm: Stadtführung oder Kaiserhaus/Beethovenhaus

ab 17:00
Gemütlicher Ausklang bei Brot und Wein

Dienstag, 2.7.2024

SEKTION III: Kurbetrieb und Verwaltungspraxis

09:30–10:30
Panel I:
Andrea Pühringer (Grünberg): Die Bad Homburger Kur- und Fremdenlisten – sozial-, wirtschafts- und kulturgeschichtliche Ansätze, Möglichkeiten und Aspekte einer digitalisierten Quelle
Burak Demirci (Wien): Digital Humanities und die Kurlistenforschung am Beispiel von Baden

10:30–11:00
Kaffeepause

11:00–12:30
Panel II:
Nikolaus Wagner (St. Pölten): Der Badebetrieb im Herzogbad unter Graf Leopold Joseph von Lamberg
Daniela Angetter-Pfeiffer (Wien): Jod, Schwefel, Solde oder Molke – was inspirierte Österreichs Kurärzte?
Ulrike Scholda (Baden): Einblicke in die Anfänge der Curtaxe und Curcommission Baden

12:30–14:00
Mittagspause

SEKTION IV: Kur als kultureller Raum

14:00–15:00
Panel I:
Sabine Plakolm-Forsthuber (Wien): Vom Kurbad zum Freizeitbad. Die historische Bäderarchitektur entlang der Thermenlinie
Marion Linhardt (Bayreuth): „aber morgen – da gastier’ ich in Griesshübl-Sauersdorf als Othello!“ Theater spielen und Theater besuchen in österreichischen Kurorten im 19. und frühen 20. Jahrhundert

15:00–15:30
Kaffeepause

15:30–16:30
Panel II:
Harald Tersch (Wien): Der Arzt als Reiseführer: die Kurresidenzen Baden und Ischl in Handbüchern des 19. Jahrhunderts
Hanja Dämon (Wien): Wellness auf der Leinwand: Darstellungen von Kuraufenthalten in Spielfilmen

16:30–17:00
Kaffeepause

17:00–18:00
Abendvortrag
Volkmar Eidloth (Bad Steben): Die mitteleuropäische Bäderlandschaft im langen 19. Jahrhundert – historisch-geographische Beobachtungen

Mittwoch, 3.7.2024

SEKTION V: Reisende, Bereiste und ihre Verflechtungen

09:30–10:30
Panel I:
Willibald Rosner (Wien): Militär und „Kurgebrauch“ im 19. Jahrhundert
Nadia Rapp-Wimberger (Wien): Frauen und Kur. Beobachtungen in Baden bei Wien

10:30–11:00
Kaffeepause

11:00–12:00
Panel II:
Elisabeth Rosner (St. Pölten): „wenn sie sich geziemend aufführen“ – Jüdische Kurgäste in Baden im 18. Jahrhundert
Dominik Zgierski (Baden): „Baden bei Wien. Deutschlands größtes Schwefelbad“

12:00–12:15
Schlussrunde

12:15–14:00
Mittagspause

ab 14:00
Rahmenprogramm: Stadtführung oder Kaiserhaus (im Anschluss fakultativ Rollettmuseum)

Contact (announcement)

Jacqueline Schindler
post.k2institut@noel.gv.at

https://www.noe.gv.at/symposion2024